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Geschichte der
Domestizierung
Die ersten Vorfahren der Kleinkatze der Alten Welt, zu denen auch die
Wildkatze (Felis silvestris) gehört, erschienen vor etwa neun Millionen
Jahren. Die Wildkatze ist asiatischen Ursprungs und tritt erstmals im
unteren Pleistozän mit der Spezies Felis lunensis in Erscheinung.
Anschließend breiten sich verschiedene Unterarten in der gesamten Alten Welt
aus.
Wegen der morphologischen Ähnlichkeit und der nahen genetischen
Verwandtschaft ist der Ursprung der Hauskatze (Felis catus) bis heute nicht
gänzlich geklärt. Eine Abstammung von der Manul (Otocolobus manul) oder der
Rohrkatze (Felis chaus) wird heute von der Wissenschaft verneint. Auch die
Meinung, die Hauskatze sei eine Kreuzung aus Rohr- und Wildkatze, ist heute
obsolet, wenn es auch vereinzelt zu Paarungen der beiden Arten gekommen sein
mag, zumal diese in der F1-Generation fruchtbar sind. Die
Domestikationsforschung geht heute davon aus, dass die Hauskatze lediglich
von einer Wildart abstammt, nämlich der Wildkatze (Felis silvestris), deren
Lebensraum sich von Schottland über Afrika bis nach Asien erstreckt.
Es gilt als wahrscheinlich, dass Vertreter von drei Hauptgruppen der Art
(Waldkatze, Falbkatze, Steppenkatze) am Domestikationsprozess beteiligt
waren. Hierbei hat die Waldkatze (Felis silvestris silvestris) ihren
natürlichen Lebensraum in Europa, Kleinasien und im Iran. Sie ist relativ
kräftig, hat kurze Ohren und einen buschigen, dicken Schwanz. Die Falbkatze
(Felis silvestris libyca) lebt in den Buschlandschaften und Steppen Afrikas
und Arabiens. Sie hat große Ohren, ist schlank und hochbeinig. Die
Steppenkatze (Felis silvestris ornata) kommt in Vorder- und Mittelasien vor.
Sie ist kräftiger gebaut und untersetzter als die Falbkatze. Die genetischen
Merkmale der Wildkatzen sind gegenüber denen der Hauskatze dominant. Als
Hauptstammform betrachtet man die Falbkatze, der zweitstärkste Einfluss wird
der Steppenkatze zugesprochen. Die Waldkatze ist ein ausgesprochener
Kulturflüchter und kommt als Vorfahre am wenigsten in Frage.
Unter den verschiedenen Unterarten der Felis silvestris ist der
wahrscheinlichste Urahne der domestizierten Hauskatze die auch als Falbkatze
bezeichnete afrikanische Wildkatze Felis silvestris libyca. Diese Unterart
ist die am wenigsten aggressive Art und damit am geeignetsten für das
Zusammenleben mit den Menschen, so dass sie im Alten Ägypten als Heimtier
gehalten wurde. |
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Frühzeit
Mit beginnender Sesshaftigkeit der Menschen schloss die Katze sich ihnen –
zunächst als Abfallvertilger am Rand von Siedlungen lebend – an. Vermutlich
kam es infolge der sich daraus ergebenden beiderseitigen Vorteile allmählich
zur Selbstdomestikation der Tiere. Knochen kleinerer Katzen wurden zusammen
mit menschlichen Knochen aus einer Zeit von vor bereits 9.000 Jahren in
Mesopotamien, Südost-Anatolien und Jordanien gefunden. In Jericho wurden bei
Ausgrabungen Katzenskelette entdeckt, welche auf das 6. Jahrtausend vor
Christus datiert wurden. Dort betrachtete man die Katze vermutlich eher als
Beute- denn als Haustier. Im achten Jahrtausend vor Christus zähmte man auch
auf Zypern Katzen. 2004 entdeckte man dort in einer Grabstätte
Katzenexemplare, die an Wildkatzen erinnerten, aber noch nicht domestiziert
waren. Wildkatzen kennen nur Fauch- und Knurrlaute. Die klassischen „Miau“-Laute
sind nach Auffassung einiger Forscher eine Art Sprache der Hauskatzen, um
mit dem Menschen verbal kommunizieren zu können – andere sind wiederum der
Ansicht, hierbei handele es sich lediglich um eine Fortführung der
Babysprache, die ansonsten nur Katzenjunge gegenüber ihren Müttern
verwenden. |
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Antike
Die Domestizierung der Katze begann in Ägypten vor 6.000 Jahren. Bereits ab
dem 3. Jahrtausend v. Chr. finden sich in Bildern und Zeichnungen Beweise
für ein friedliches Zusammenleben von Mensch und Tier. Die Darstellung einer
Katze mit Halsband in einem Grabmal der fünften Dynastie (etwa 2600 v. Chr.)
ist der erste Hinweis auf eine Domestizierung der wilden Art. Diese
domestizierten Katzen dienten ihren Besitzern sowohl zur Mäuse- als auch an
Leinen gebunden zur Vogeljagd.
Die landwirtschaftlich geprägte altägyptische Kultur maß der Katze eine hohe
Bedeutung zu, welche sich schon früh zu einer kultischen Verehrung der Tiere
entwickelte. Ausdruck hierfür ist die Katzengöttin Bastet, welcher man
Einfluss auf Fröhlichkeit und Liebe, Schönheit, Weiblichkeit, Anmut und
Fruchtbarkeit zusprach. Sie wurde oft als kleine Katze mit Löwenkopf oder
weibliche Gestalt mit Katzenkopf dargestellt. In der Spätzeit nahm der
Katzenkult die größten Ausmaße an; in Bubastis (zeitweise auch die
Hauptstadt des oft geteilten Reiches) strömten viele Pilger in das
Kultzentrum, und opferten tausende mumifizierte Katzen
(bei Herodot
nachzulesen).
Außerdem war es gebräuchlich, dass der
Besitzer sich beim
Tod einer Katze zum Zeichen der Trauer die Augenbrauen abrasierte und den
Körper des Tieres nach Bubastis getragen haben, um ihn einbalsamieren und
auf einem speziellen Katzenfriedhof bestatten zu lassen. Alternativ konnte
die Katze auch zusammen mit ihrem Besitzer beerdigt werden. Die Tötung einer
Katze wurde als Todsünde betrachtet.
Zu dieser Zeit betrachteten Griechen und Römer die Katze als merkwürdiges
Haustier, und überließen es lieber den Frettchen ihre Häuser von Mäusen frei
zu halten. Später verband man die weiblichen Götterfiguren Artemis in
Griechenland und Diana im Alten Rom sowie Freya in Skandinavien auf
irgendeine Weise mit der Katzengestalt. Sie wurde mit dem Mutterkult, der in
vielen Kulturen für Fruchtbarkeit, Mondphasen, Überfluss und Geburt steht,
in Verbindung gebracht, da die gebärfreudige Katzenmutter ihre Kinder
liebevoll umsorgt und beschützt. Zudem galt sie als tolerant und unabhängig.
Die Fähigkeit ihrer Pupillen, sich zu Schlitzen zu verengen oder zu
vergrößern, wurde an die Mondphasen angelehnt.
Die Ausfuhr von Katzen aus Ägypten war untersagt. Phönizier schmuggelten auf
ihren Schiffen Katzen nach Italien, Gallien und Britannien. Doch Archäologen
fanden zur Überraschung vieler in den alten Siedlungen in der Nähe von
Amsterdam (ca. 2000 v. Chr.) und in Tofting an der Eidermündung (ca. 100 n.
Chr.) schon Katzenknochen. Größere Bedeutung für die Verbreitung von
Hauskatzen in Europa hatten Tiere, welche auf Handelswegen aus Vorderasien
vor allem nach Griechenland gebracht wurden. Erstmalig erscheinen die Tiere
hier auf Vasenmalereien des 5. und 4. vorchristlichen Jahrhunderts. Auch für
ihre Weiterverbreitung sorgten die Phönizier. Mit den am Ende der römischen
Kaiserzeit beginnenden großen Völkerwanderungen kamen Katzen auch auf
Handels- und Kriegsschiffen der Römer nach Mitteleuropa.
In Indien war die Hauskatze häufig ein wichtiger Bestandteil religiöser
Zeremonien. Von dort gelangte sie erst nach China und später nach Japan, wo
sie ähnliche Aufgaben übernahm. In China um 1500 v. Chr. beschützten die
Katzen die Kokons der Seidenraupen und in den Tempeln die alten
Handschriften vor den Ratten und Mäusen. Dies belegen zahlreiche
Zeichnungen. Die Chinesen der damaligen Zeit glaubten, dass nur der Mensch
und die Katze eine Seele besaßen. Die Katze stand für Glück und ein langes
Leben. Sie war ein Statussymbol der glücklichen Reichen. Aus der Tang-Zeit
gibt es die ersten Hinweise einer liebevollen Bindung zwischen Mensch und
Katze: Eine Suchanzeige lautete: „Aus dem Hause Yü Ta-Po ist ein Kätzchen
entlaufen. Seine Farbe ist weiß. Sein Rufname: Schneemädchen.“ Hsü Hsüan,
ein weiterer Zeitgenosse beschrieb die Liebe eines Mannes zu seiner Katze,
welcher das Tier so sehr liebte, dass er es nicht über sein Herz brachte,
seine Samtpfote nach ihrem Tod zu begraben. Tagelang saß er neben dem toten
Tier bis der Körper der Katze in Verwesung überging. |
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Mittelalter
Die Bedeutung der Katze war im frühen Mittelalter gering. Mit der
zunehmenden Ausbreitung der – ebenfalls über Seehandelswege eingeschleppten
– Vorratsschädlinge Wanderratte, Hausratte und Hausmaus ergab sich die
Notwendigkeit ihrer Bekämpfung, was im Spätmittelalter zu einer starken
Zunahme der Hauskatzen führte.
Trotz ihrer unbestreitbaren Nutzwirkung wurde sie vom mittelalterlichen
Aberglauben zum dämonischen und unglückbringenden Wesen stigmatisiert, galt
als Begleiterin von Hexen und Schülerin des Teufels. Im Volksglauben ritten
Hexen auf dem Rücken riesiger Katzen zum Hexensabbat, so dass jede Frau, die
eine Katze hielt, riskierte, als Hexe verbrannt zu werden. Deswegen wurden
besonders die schwarzen Katzen gnadenlos verfolgt, teilweise sogar, in Körbe
gesperrt, auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Eine freundschaftliche Beziehung
zu einem Tier, besonders zu diesem, galt als Gotteslästerung. Dennoch finden
sich sowohl in den ärmeren sozialen Schichten als auch bei Adel und Klerus
Katzenliebhaber. Mit den ihr zugesprochenen magischen Eigenschaften bekam
die Katze in der Volksmedizin einen hohen Stellenwert, indem fast alles von
ihr zu Heilzwecken verwendet wurde.
Im 10. Jahrhundert lebten die Katzen in England als vornehme Gespielinnen
von adligen Damen am Hof. Katzen waren rar und daher sehr wertvoll. Nach dem
Gesetz des Prinzen von Südwales anno 940 n. Chr. konnte sich eine Ansiedlung
nur Dorf oder Hamlet nennen, wenn diese Siedlung neun Gebäude, einen Pflug,
einen Brennofen, ein Butterfass, einen Hahn, einen Stier, einen Hirten und
eine Katze aufweisen konnte. Die Preise für eine Katze schwankten. Im
Sachsenspiegel, dem 1220–1230 verfassten Gesetzbuch, wurde drei Pfennige
Schadensersatz für eine Katze festgelegt. Dies war nicht wenig, denn für ein
Lamm oder für eine Kuh standen damals vier Pfennige zu Buche. Um genügend
Tiere auch für die Mäusejagd zu gewinnen, haben die Europäer laut Nehring
(1888) die Europäische Wildkatze mit ihren zahmen Verwandten gekreuzt. Der
Plumptyp (Cobby) der Katze habe sich so entwickelt.
Einige Fundstücke aus dem 11. Jahrhundert zeigen, dass Katzenfell von den
Wikingern getragen und im Mittelalter in Europa bevorzugt gehandelt wurde.
Zu dieser Zeit und noch vor etwa hundert Jahren schätzten insbesondere
französische und englische Kürschner Katzenleder als besonders geschmeidiges
Material für Handschuhe. Ob die Nordmänner und -frauen ihre Katzen von
Europa über Island nach Amerika brachten oder ob sie Katzen von Amerika nach
Europa brachten ist zur Zeit unklar. Die norwegische Geschichte lässt beide
Möglichkeiten zu.
Zu Mitte des 15. Jahrhunderts schrieb Gerolamo Visconti über Hexen, die
angeblich nachts in Katzengestalt in die Häuser eindrangen, in denen Kinder
schliefen. Damals gehörte es zum französischen Brauchtum, eine Katze in das
Fundament einer Kirche einzubauen. Das Gotteshaus begrub dabei sozusagen den
Satan und seine bösen Mächte unter seiner großen Masse. Dies sollte den Sieg
des Guten über das Böse symbolisieren. An diese dunklen Zeiten erinnern noch
Sprichwörter, Redensarten und abergläubische Rituale, so dass die Katze noch
heute zwiespältig besetzt wird.
Obwohl man im Orient den Katzen gegenüber im Allgemeinen freundlicher
eingestellt war, wurden sie im Japan des 13. Jahrhunderts mit einem Dämon,
wie beispielsweise mit der Menschen fressenden Hexe Neko-Baké, die in
Gestalt einer Katze in die Häuser eindringt und dort ungehorsame Kinder
frisst, in Verbindung gebracht.
Im 10. Jahrhundert ist die Katze auf dem gesamten europäischen Kontinent und
in fast ganz Asien verbreitet. Im 15. und 16. Jahrhundert gelangt sie auf
den Schiffen europäischer Entdecker nach Nordamerika, Australien und
Neuseeland. |
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16. Jahrhundert bis heute
Als im 16. und 17. Jahrhundert die Städte immer größer wurden und dadurch
auch die Zahl der Hauskatzen zunahm, verlor das Katzenfell an Wert. Dennoch
blieben die gefleckten Wildkatzenfelle weiterhin begehrte und kostbare Ware,
wodurch die wilden Verwandten der Hauskatze auf allen Kontinenten
rücksichtslos gejagt wurden. In Brasilien werden Katzenfelle heute noch zum
bespannen einer bestimmten Reibetrommel, der Cuíca verwandt.
Erst mit der beginnenden industriellen Revolution stiegen Katzen von reinen
Nutztieren allmählich zu ihrer heutigen Position als „Heimtier“ auf. Damit
verbunden war der Beginn der Katzenzucht. Heute sind mehr als 30
Katzenrassen bekannt, welche über internationale Zuchtverbände
standardisiert werden. Im 20. Jahrhundert wird die Katze zu einem der
medizinisch, genetisch und physiologisch am intensivsten untersuchten
Haustiere. In den 1960er Jahren erforschen die ersten Studienprogramme das
Verhalten von Wild- und Hauskatzen. In den 1990er Jahren ist die Katze
schließlich das am weitesten verbreitete wirtschaftlich nicht genutzte
Haustier der Welt und läuft zum ersten Mal in ihrer Geschichte dem Hund den
Rang ab. Weil aber die Katze in der westlichen Welt noch immer mit
Falschheit und Verschlagenheit charakterisiert wird, hat sich eine
zwiespältige Einstellung erhalten. So glauben beispielsweise immer noch
viele Menschen, dass es Unglück bringt, wenn eine schwarze Katze den Weg
kreuzt.
In der heutigen Zeit genießt die Katze in Japan wieder eine hohe
Wertschätzung, insbesondere nach ihrem Tod wird sie verehrt. Der in Tokio
stehende Tempel Go-To-Ku-Ji, der zu Ehren der Katze „Maneki-Neko“, die das
rechte Vorderbein zur Begrüßung des Besuchers erhebt und Glück und Reichtum
bringen soll, erbaut wurde, ist ganz den Katzen gewidmet. In seinem Inneren,
das ein Katzengrabmal darstellt, gibt es zahlreiche Malereien und Skulpturen
mit Katzendarstellungen. Auch in China und Thailand werden Katzen noch immer
als Gottheiten verehrt.
Trotz der langen Domestikationsgeschichte haben sich Hauskatzen ein hohes
Maß an Selbstständigkeit bewahrt und sind nicht zwingend an Menschen
gebunden. In vielen Gegenden außerhalb Europas, vor allem in Australien,
Neuseeland und auf vielen Inseln, sind Katzen so sehr verwildert, dass sie
heute in keiner Beziehung zum Menschen mehr stehen. Verwilderte australische
Hauskatzen zeigen eine erhebliche Anpassung an ihre neue Umwelt. Sie sind
größer und muskulöser geworden und entwickeln Fellfärbungen, die im
jeweiligen Habitat am günstigsten zur Tarnung sind. Diese Katzen leben in
erster Linie von den in Australien eingeführten Kaninchen, aber auch von
einheimischen Tieren. |
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Überlieferungen
Durch alle Kulturen und Epochen haben sich die Menschen ein zwiespältiges
Bild von der Katze gemacht. Mit ihrem rätselhaften Wesen, ihrem
Freiheitswillen und ihrer Anmut und Schönheit regte sie den Menschen zum
Aberglauben und zu Sprichwörtern, aber auch zu Geschichten und Legenden an.
Zahlreiche Überlieferungen, die auf der engen Verwandtschaft von Löwe und
Katze basieren, beschäftigen sich mit der Entstehung der Katze.
Mythologie
Katzen sind bis in die Götterwelt vorgedrungen.
Seit ungefähr 3050-2686 v.Chr. wird Bastet in Ägypten verehrt. Sie gilt als
die Gemahlin des Sonnengottes Re, Mutter des Löwengottes Mahes und in
gesonderten Überlieferungen auch als Mutter von Nefertem und Anubis. Man
bezeichnet sie als Göttin der Liebe, der Zeugungskraft, der Stärke und des
Guten. Als Mondkatze bewachte sie unter anderem bei Nacht die Sonne und
bekämpfte die Schlange der Finsternis, die Todfeindin der Sonne. Am Anfang
wurde sie oft mit einem Löwenkopf dargestellt und mit der Göttin Sachmet
gleich gestellt. Sachmet ist blutrünstig und stellt die zerstörerische Kraft
der Sonne dar, während man Bastet als die wohltuende Kraft der Sonne
ansieht. Doch erst im Mittleren Reich Ägyptens wurde die Katze zum heiligen
Tier der Bastet erklärt und später wurde sie nicht mehr mit einem Löwenkopf,
sondern mit einem Katzenkopf dargestellt. Sie bekam zudem weichere und
freundlichere Gesichtszüge. Ihr zu Ehren führten Frauen Musik und Tanz auf
und fanden Schiffsprozessionen und orgiastische Zeremonien statt.
Bastet wird als Frau mit Tierkopf oder aber als ganzes Tier dargestellt. Bei
der katzenköpfigen Darstellung hält sie meistens das Sistrum, ein kultisches
Instrument, das die Finsternis vertreiben soll und eine Verbindung mit den
Göttern Isis und Hathor bezeugt, eine Schachtel, Ketten, ein junges Kätzchen
als Zeichen der Muttergöttin oder ein Papyrusstab als Zepter, das Symbol für
"Gedeihen" und Wappenpflanze Unterägyptens in dem Bubastis lag. In Bubastis,
der Hauptkulturstadt Bastets, befand sich auch ein riesiger Katzenfriedhof,
wo die meisten Katzen bestattet wurden.
Ammut, die "Totenfresserin" ist eine ägyptische Göttin, bei der es sich um
eine Chimäre, ein Mischwesen, handelt. Ihr Vorderteil ist das eines
Krokodils, das Mittelteil das einer Raubkatze und das Hinterteil das eines
Nilpferdes. Auf Abbildungen wird sie beim sogenannten Totengericht neben der
Waage des Anubis dargestellt.
Die Katze wird außerdem mit der griechischen Göttin Artemis in Verbindung
gebracht, die in der römischen Mythologie Diana hieß. In anderen Kulturen
spielt die Katze in der Mythologie ebenfalls eine wichtige Rolle. So wird
beispielsweise Shosti, die Hindu-Göttin der Geburt, auf einer Katze reitend
dargestellt. Freya, die nordische Göttin der Liebe und Fruchtbarkeit, fährt
in einem von zwei Katzen gezogenen Wagen. Als Symbol für den Mond verkörpert
die Katze sein Geheimnis. Es gibt außerdem einen japanischen Mythos, der
über die "Katze im Mond" (wie bei uns "Der Mann im Mond") berichtet. Er wird
häufig kleinen Kindern erzählt, um die Ehrfurcht und den Respekt vor Katzen
aufrecht zu halten. In japanischen Geschäften stehen kleine Katzenfiguren
mit erhobener Pfote. Als Glücksbringer sollen sie das Geld hereinwinken.
Die Katze gilt schon lange als Schutzgeist für Praktizierende der Magie,
besonders für jene, die sich mit der Magie des Mondes befassen.
Erzählungen
Die schönste Sage stammt aus dem morgenländischen Märchenschatz. Während der
großen Sintflut litten die Menschen und Tiere der Arche unter einer
fürchterlichen Mäuse- und Rattenplage. Es drohte eine Hungersnot, da die
Vorräte schon arg angenagt waren. Aus Verzweiflung suchte Noah Rat beim
Löwen, der mit seiner Löwin gerade sein Mittagsschlaf halten wollte. Der
König der Tiere hörte Noah an, blinzelte seiner Löwin zu, sagte aber nichts.
Noah wandte sich enttäuscht ab, strich zuvor der Löwin in seinen Gedanken
verloren über den Kopf. In diesem Moment nieste die Löwin einmal kräftig.
Aus ihrer Nase entsprangen zwei mähnenlose Minilöwen – das erste Katzenpaar.
Rasch hatten die beiden Minilöwen die Plage im Griff. Mensch und Tier waren
begeistert – mit Ausnahme der Mäuse und den Ratten.
Nach einer ungarischen Sage soll Eva aus dem Schwanz einer Katze entstanden
sein. Als Gott Adams Rippe herausnahm, um daraus die Frau zu formen, soll
diese von der Katze geschnappt worden sein. Sie rannte davon, aber Gott
erwischte ihren Schwanz und formte Eva daraus.
In Rumänien erzählt man sich, dass die Katze aus der Frau entstanden sei.
Deren Name war Kata und deshalb wurde das neu entstandene Lebewesen so
benannt.
Auch von Muezza, der Katze des islamischen Propheten Mohammed, wurden einige
Legenden überliefert. Um das in seinem Arm schlafende Tier nicht zu wecken,
soll dieser ohne Zögern den Ärmel seines Gewandes abgeschnitten haben, als
er zum Gebet gerufen wurde. Ebenso heißt es, dass alle Katzen mit vier
Pfoten auf den Boden fallen, weil Mohammed den Rücken seiner Lieblingskatze
nach der Rückkehr von diesem Gebet dreimal streichelte und ihr diese Gabe
verlieh, oder nach einer anderen Version, weil er sie immer zärtlich
streichelte. Nach den Legenden hat eine Katze sogar ihre Jungen in dem
weiten Ärmel seines Gewandes geboren.
Nicht nur von den Arabern, sondern auch von den Germanen wurde die Katze
verehrt. Die schöne altgermanische Göttin Freya ließ ihren Wagen stets von
zwei Katzen ziehen. Katzenliebhaber und Katzenhalter standen unter ihrem
Schutz und konnten mit ihrer Unterstützung rechnen.
Eine japanische Legende handelt davon, dass alle Lebewesen beim Einzug
Buddhas ins Nirwana teilhaben sollten. Die Katze schlief jedoch unterwegs
ein und kam zu spät, so dass der antike Buddhismus dazu aufrief, alle Tiere
mit Ausnahme der Katze zu schützen.
Im Zen-Buddhismus handelt eine Geschichte von einem Meister,
der jeden Abend von der Klosterkatze bei der Meditation gestört
wurde. Damit sie nicht länger herumstreunen konnte, ließ er sie nun immer
während der Abendmeditation anbinden. Lange nach dem Tode des Zen-Meisters
wurde die Katze stets während der Abendmeditation angebunden. Und als die
Katze schließlich starb, wurde eine andere besorgt, um sie ordnungsgemäß
während der Abendmeditation anzubinden. Jahrhunderte später schrieben die
Schüler des Zen-Meisters Abhandlungen über das Anbinden der Katze während
der Abendmeditation.
In Europa ist die Legende von der Brücke des Teufels weit verbreitet. Es
ergab sich die Notwendigkeit, dass die Bewohner die Hilfe des Teufels beim
Bau einer Brücke in Anspruch nehmen mussten. Als Preis für seine Leistung
fordert dieser die Seele des ersten Lebewesens, das die Brücke überquert. Am
Tag der Eröffnung überlistet der Priester den Teufel, indem er eine schwarze
Katze dazu bringt, die Brücke zu überqueren.
Der Grieche Äsop erzählt in einer seiner Fabeln von einer Katze, die sich in
einen Jüngling verliebt hatte. Da ihr Begehren so stark war, erhörte die
Göttin Venus ihr Gebet und verwandelte sie in eine verführerische junge
Frau. Trotz ihres menschlichen Körpers jedoch jagte sie jeder Maus nach, die
sie erblickte, worauf die erzürnte Göttin sie wieder in eine Katze
zurückverwandelte.
In dem finnischen Nationalepos Kalevala dringt eine Hexe in Häuser ein und
zaubert alle Bewohner auf einen von einer riesengroßen Katze gezogenen
Schlitten, der die Gefangenen an die Grenze von Pohjola, des Reiches der
Nacht und der bösen Geister bringt.
Nach einer alten polnischen Legende klagte eine Katze darüber, dass ihr
grausamer Herr ihre Jungen in den Fluss geworfen hätte. Vor Rührung und aus
Mitgefühl neigten die Weiden am Fluss ihre Äste ins Wasser, damit sich die
Kätzchen daran festhalten und herausklettern konnten. Seitdem haben die
Blüten der Weide ein weiches Fell und werden „Kätzchen“ genannt.
Eine sehr schöne moderne Erzählung stammt von Rudyard Kipling, "Die Katze,
die für sich alleine ging". Sie behandelt in einem schönen Stil die
Domestizierung der verschiedenen Tierarten und die Sonderstellung, die die
Katzen unter den Haustieren einnehmen. |
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