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Anatomie
der Katzen
Merkmale
Hauskatzen
haben im ausgewachsenen Zustand eine durchschnittliche Kopf-Rumpflänge von
ca. 60 cm, hinzu kommen ca. 25 cm Schwanz, die Schulterhöhe beträgt 30-35
cm. Sie können bis zu acht Kilogramm schwer werden, dabei wird das Männchen
(Kater) normalerweise größer als das Weibchen. Sie haben wendige Körper, ein
weiches Fell, kurze Gesichter und relativ kleine Schädel. Die Ohren stehen
aufrecht, sind spitz und können in verschiedene Richtungen gedreht werden.
Wie bei allen Raubtieren sind die Augen
– zum räumlichen Sehen – nach vorne gerichtet
Fast alle Katzen besitzen einen Schwanz, der beim Halten des Gleichgewichts
behilflich ist. Es gibt Katzen, die ohne Schwanz auf die Welt kommen. Vor
allem auf der Insel Reersø in Dänemark sind sie zu finden, sowie auf der
Insel Man (Irische See). Diese Katzen haben sehr kleinen Nachwuchs und
gebären oft Totgeburten, wenn sie sich mit anderen schwanzlosen Katzen
paaren. Bei der Paarung mit „normalen“ Katzen kommen aber oft gesunde
schwanzlose Katzen auf die Welt.
Wahrscheinlich hatten die Vorfahren der Hauskatze ursprünglich ein
graubraunes Fell mit dunklerem, gestromtem Muster, da diese Farbe die
bestmögliche Tarnung bot. Alle heutigen Farben und Muster sind das Ergebnis
genetischer Veränderungen.
Katzen werden etwa 15 bis 20 Jahre alt; in Einzelfällen wurden Tiere von 30
Jahren und älter beschrieben. |
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Bewegungsapparat
Das Skelett der Hauskatze besteht aus über 230 Knochen. Dabei sind Becken
und Schultern weniger starr mit dem Rückgrat verbunden als bei den meisten
Vierbeinern. Die flexibel miteinander verbundenen Rückenwirbel ermöglichen
eine hohe Sprungkraft und ein geschmeidiges Gehen. Die Vorderbeine sind auf
Grund des schwach ausgebildeten Schlüsselbeins, dessen Aufgaben fast nur von
starken Muskeln übernommen werden, sehr beweglich. Die Hinterbeine sind auf
die Erhöhung der Kraft mehr im Sprung als im Lauf spezialisiert. Die Katze
kann dank ihrer kräftigen Muskulatur sehr gut springen und schnell laufen.
Die Katze geht wie alle Felinen auf ihren Zehenspitzen. An den Vorderbeinen
hat sie fünf Zehen, wovon eine nie auf den Boden kommt, und vier an den
Hinterbeinen. Die Krallen der Katze dienen zum Fangen und Halten der Beute.
Die scharfen, gebogenen und einziehbaren Krallen liegen jeweils in einer
weichen, ledrigen Tasche am Ende einer Zehe und können ausgefahren werden.
Der Schädel der Katze ist kurz und robust gebaut. Die 30 Zähne der Katze
sind vor allem zum Zubeißen geeignet. Mit den kräftigen Kiefermuskeln und
den scharfen Zähnen kann die Katze kleinere Beute rasch mit einem Biss
töten. Die stark ausgebildeten Eckzähne haben hierfür an der Basis
Drucksensoren, die der Katze erlauben, den Todesbiss genau zu dosieren. Mit
den Reißzähnen, die enormen Druck ausüben können, können Fleisch und kleine
Knochen zerkleinert werden. Zudem dienen die kleinen Eckzähne der
Fellpflege. Mit den nach hinten gerichteten verhornten Papillen auf der
Zunge raspelt die Katze das Fleisch von den Knochen. Außerdem setzt sie ihre
Zunge als Bürste beim Putzen des Fells ein.
Zahnformel
Das bleibende Gebiss der Katzen hat 30 Zähne. Es hat in jeder Kieferhälfte 3
Schneidezähne (Incisivi, I) und einen Eck- oder Hakenzahn (Caninus, C). Im
Oberkiefer sind 3, im Unterkiefer nur 2 vordere Backenzähne (Prämolaren, P)
ausgebildet. In jeder Kieferhälfte ist nur ein hinterer Backenzahn (Molar,
M) vorhanden.
Graphisch lässt sich diese Zahnformel so ausdrücken:
Das Milchgebiss der Katzen hat 26 Zähne. Die hinteren Mahlzähne haben keine
Milchzahnvorgänger, die Zahnformel lässt sich also folgendermaßen
darstellen:
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Sinnesleistungen
Katzen sind effiziente Jäger. Vor allem der scharfe Sehsinn und das feine
Gehör helfen ihnen beim Auffinden der Beute.
Sehsinn
Die großen Augen sind frontal ausgerichtet, wodurch räumliches Sehen und
exaktes Einschätzen der Entfernung möglich ist. Die Katze nimmt besonders
gut rasche Bewegungen wahr und sieht bei Dunkelheit um etwa 50% besser als
der Mensch. Dies wird ihr möglich aufgrund der hohen Dichte an visuellen
Rezeptoren, den Sehstäbchen, die ihre Netzhautzellen besonders
lichtempfindlich machen. Das Stäbchen-/Zapfenverhältnis der
Netzhautrezeptoren liegt bei etwa 63:1 (vergleiche beim Mensch: 20:1),
variiert jedoch sehr stark zwischen Zentrum der Netzhaut (10:1) und
Peripherie (200:1). Ein weiterer Grund ist das Tapetum lucidum, eine direkt
hinter der Netzhaut liegende Zellschicht, die das durch Stäbchen und Zapfen
nicht absorbierte Licht nochmal auf die Sehzellen reflektiert. Diese Schicht
ist auch der Grund warum Katzenaugen, ebenso wie Hundeaugen, im Dunkeln
leuchten. Katzen sehen daher auch bei wenig vorhandenem Umgebungslicht
(Dämmerung, Nacht) noch sehr gut. Da die Katze ihre Augen nur wenig nach
links oder rechts bewegen kann, muss sie, um in eine andere Richtung sehen
zu können, ihren Kopf bewegen. Durch die nach vorne gerichteten Augen ergibt
sich eine starke Überschneidung der Sehachsen, was ein besseres räumliches
Sehvermögen bedeutet. Der Sichtwinkel der Katze beträgt 200-220°. Die
schlitzförmigen Pupillen werden bei zunehmender Dunkelheit kreisrund, so
dass sie sich allen Lichtverhältnissen anpassen können.
Das Auge der Katze hat ebenso, wie das des Hundes 2 unterschiedliche
Zapfentypen (Dichromat), die für Gelb und Blau empfindlich sind. Dadurch
wird nur ein Teil des menschlichen Farbspektrums abgedeckt: Rot ist eine
Farbe, die sowohl Hund wie auch Katze nicht sehen können (siehe auch:das
Auge des Hundes), Rot wird vermutlich als gelblich gesehen; das Auge ist für
den Blaubereich am empfindlichsten.
Katzen sehen kleine Details nicht genau und können Farben weniger gut
unterscheiden als der Mensch, da die Anzahl farbempfindlicher Zapfen viel
geringer ist. Dennoch können Katzen ihre Umgebung in Blau- und
Grünschattierungen in verschiedenen Intensitäten und Kombinationen
wahrnehmen.
Die bevorzugte Farbe der Katzen ist Blau. Dies wurde bei über 2.000
Versuchen des Instituts für Zoologie der Universität Mainz festgestellt.
Unter verschiedenen Beleuchtungsverhältnissen hatten die Katzen die Wahl
zwischen Gelb und Blau, um an ihr Futter zu kommen. 95 Prozent entschieden
sich für die Farbe Blau.
Bei der Geburt haben alle Katzen blaue Augen. Ihre spätere Farbe entwickelt
sich im Laufe der ersten drei Monate.
Gehör
Das Gehör ist bei der Katze besonders gut ausgebildet. Es ist empfindlicher
als das des Hundes und dreimal so stark wie beim Menschen. Es zählt zu den
besten unter den Säugetieren. Der Frequenzumfang des Gehörs der Katze
umfasst 10,5 Oktaven. In den niedrigsten Frequenzbereichen ist es mit dem
des Menschen vergleichbar, in den mittleren Frequenzen dagegen weit
überlegen. Die obere Frequenzgrenze (100 kHz) liegt im Bereich des
Geräusches, das die Maus als wichtigstes Beutetier von sich gibt. Zum
Lokalisieren einer Schallquelle verharrt die Katze unbeweglich und richtet
die meist großen, aufgerichteten und beweglichen Ohren in die Richtung, aus
der das Geräusch kommt.
Gleichgewichtssinn
Wie kein anderes Tier kann die Katze balancieren, ohne das Gleichgewicht
zu verlieren. Bei einem Fall aus zwei bis drei Metern kann sie sich aus fast
jeder Lage in die Bauchlage drehen, bevor sie mit nach unten ausgestreckten
Pfoten auf dem Boden landet; der Schwanz dient ihr dabei als Ruder. Beim
Fall aus sehr großen (nicht aber mittleren) Höhen wirkt diese Position sogar
als Fallschirm und ermöglicht eine relativ gefahrlose Landung.
Bei Katzen werden die Bewegungen des Kopfes, der Augen und des
Bewegungsapparates zu einem großen Teil von Reflexen gesteuert, die durch
die Reize aus dem Gleichgewichtsorgan, das im Innenohr sitzt, generiert
werden. Komplexere Bewegungen unterliegen der Steuerung durch das Gehirn.
Obwohl die Katze ein ausgezeichneter Springer und Kletterer ist, kann sie
beim Abstieg Probleme haben. In solchen Fällen hilft sie sich mit ihren
Krallen, hält sich fest und bewegt sich vorsichtig rückwärts nach unten.
Geruchs- und Geschmackssinn
Der Geruchssinn der Katze ist weniger ausgeprägt als ihr Gehör oder ihr
Sehsinn. Er ist schwächer als der des Hundes, aber deutlich besser als der
des Menschen. Außerdem dient er der Entscheidung, ob eine Speise den
Ansprüchen genügt, und nimmt im sozialen Leben der Katze einen hohen
Stellenwert ein.
Katzen können salzig, sauer, bitter und Umami unterscheiden, aber süßen
Geschmack nicht wahrnehmen. Sie verlieren den Appetit, wenn sie ihren
Geruchssinn beispielsweise durch Erkältungen einbüßen. Dann putzen sie sich
auch weniger.
Katzen erkennen sich am Körpergeruch, der etwas über Geschlecht, Gene,
Anwesenheit, hormonellen Status und Revieransprüche aussagt. So spüren
Mütter ihre Jungen auf und halten sie am Geruch auseinander. Auch
signalisieren Weibchen durch ihren Geruch ihre Paarungsbereitschaft. Sowohl
Männchen als auch Weibchen markieren ihre Reviere an immer denselben,
regelmäßig inspizierten Stellen durch Duftmarken, die aus Absonderungen aus
Schweiß- und Talgdrüsen gebildet werden.
Die Schweißdrüsen sitzen vor allem an den Fußballen, im Umkreis des Maules,
am Kinn, um die Brustwarzen und um den Anus. Die Talgdrüsen sind am
Oberkiefer, an der Schwanzwurzel und beim Männchen unter der Vorhaut
konzentriert. Kater haben zusätzlich eine Anhäufung von Duftdrüsen in einer
Art mit einem Kanal versehenen Tasche neben dem Anus. Alle Schweiß- und
Talgdrüsen dienen hauptsächlich der Kommunikation über den Geruch. Durch
Reiben an Gegenständen, Artgenossen und Personen oder durch Verspritzen von
Urin als Duftmarken wird diese Information weitergegeben. Beim Aufnehmen von
Düften hilft Katzen ein spezielles Organ, das zwischen Rachen- und
Nasenhöhle sitzt.
An einigen Düften können sich Katzen regelrecht berauschen und „flehmen“
dann mit halb offenen Mund mit hochgezogener Oberlippe und gekräuselter
Nase. Zu diesen Düften gehören im Besonderen die Katzenminze und Baldrian,
aber auch dem Menschen eigene Gerüche. Zudem werden durch das so genannte „Flehmen“
auch oft neue Gerüche aufgenommen und abgespeichert.
Tastsinn
Katzen haben einen hoch entwickelten Tastsinn. Sie besitzen über den ganzen
Körper verteilt Tastrezeptoren. Die hauptsächlich an Ober- und Unterlippe
sowie über den Augen befindlichen langen Tast- bzw. Schnurrhaare, deren
Wurzeln mit dem weit verzweigten Netz der Nervenenden verbunden sind,
signalisieren, wenn Gefahr droht, eine Öffnung zu eng oder ein Hindernis im
Weg ist. Mit ihrer Hilfe erkennen sie Gegenstände und Tiere, die sie in der
Dunkelheit nicht sehen können. Besonders empfindlich sind auch die
Rezeptoren an den Vorderpfoten, die vor allem bei der Jagd oder bei der
Handhabung der Nahrung eine wichtige Rolle spielen. |
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